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Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen

von Maio (Kommentare: 0)

Vor 25 Jahren gab Forrest Gump im Kino diese Weisheit seiner Mutter zum Besten. Heute habe ich sie in abgewandelter Form zu hören bekommen. «Bahntechnik-Baustellen sind wie eine Schachtel Pralinen, man weiss nie, was man bekommt», wurde mir erklärt, als ich mit meinen Kollegen unterwegs zu einem Einsatz war. Ich durfte zwei unserer Spezialisten für Bahntechnik begleiten und einmal hautnah erleben, was es heisst, im Gleis zu arbeiten.

Nachdem ich die nötige Ausrüstung, sprich Sicherheitsschuhe und orange Weste, gefasst hatte, ging es zu dritt im Innolutions-Bus los. Unterwegs wurde ich über die Art des geplanten Einsatzes sowie über Besonderheiten und allfällige Schwierigkeiten informiert. Bereits da hörte ich besagten Satz. Mein Kollege erklärte mir, dass man im Bahnbereich nie so genau wisse, was einen erwarte. So könne es sein, dass die erhaltenen Angaben unvollständig oder nicht korrekt seien oder aber, dass die Kommunikation perfekt funktioniere, dann aber irgendein Teil sich nicht lösen lasse, sich verkantet habe oder was auch immer und dadurch Verzögerungen entstünden, welche die ganze Planung über den Haufen werfen könnten.

Am Zielort angekommen stellten wir mit Freude fest, dass bereits ein Mitarbeiter des Kunden vor Ort war. Wir meldeten uns bei ihm an und schauten uns dann die Stelle an, wegen der wir gerufen worden waren. Konkret ging es um das Klaffmass. Mir wurde erklärt, dass bei Weichen die Weichenzunge möglichst nahtlos an das Gleis anschliessen soll, damit der Zug ruhig und gefahrlos über die Weiche rollen kann. Wenn Weiche und Gleis auseinanderklaffen – wir sprechen hier von Zahlen im Millimeterbereich – muss dieses Problem behoben werden. Meine Kollegen begutachteten also alle möglichen Problemherde, während ich ihnen über die Schultern schaute und konzentriert versuchte, möglichst viel von ihren Erklärungen aufzunehmen. Wenn man selbst so gar nichts mit Bahntechnik zu tun hat, ist das ganz schön kompliziert!

Schliesslich wurde an einer Stelle eine Büchse ausgebaut und durch eine Exzenterbüchse ersetzt, wodurch sich das Klaffmass reduziert. Das gleiche Prozedere sollte noch an einer zweiten Stelle durchgeführt werden, allerdings gab es davor eine Zwangspause. Unsere Baustelle befand sich im Anschlussgleis einer grossen Firma. Bereits bei unserer Ankunft wussten wir, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein einfahrender Zug erwartet würde. Hinzu kam eine Unterbrechung der Arbeiten wegen Rangierarbeiten mit einem Zug, der bereits da war. Das sei völlig normal, erklärten meine Kollegen. Auch wenn es nicht schön sei, gehöre es doch zum ganz normalen Alltag bei Arbeiten im Gleisbereich. Je nach Arbeit, dauere das Warten manchmal fast länger, als die Arbeitsphasen selbst. Alles in Allem lief es heute Morgen aber rund und die Arbeiten konnten innert kurzer Zeit ausgeführt und abgeschlossen werden. Und für mich sind Weichenantrieb, Weichenverschluss, Weichenzunge, etc. nicht mehr nur Wörter, die ich irgendwo gelesen haben, sondern Begriffe, die ich jetzt mit einem Inhalt verbinden kann. Ich bedanke mich deshalb hiermit herzlich bei Marc Pession und Toby Suter für ihre Ausdauer und Geduld beim Erklären und beim Beantworten meiner Fragen.

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